08. Januar 2024 · Michael Bäuerle

Die fünf Säulen der Rhetorik

Mit den 5 Säulen der Rhetorik steht dein nächster Vortrag auf soliden Füssen. Erfahre, was die fünf Rhetoriksäulen sind und wie du sie in anwendest.

Eine gute, spannende und mehrwertbietende Rede basiert auf den 5 Säulen der Rhetorik. Das wussten schon die alten Griechen.

Die 5 Säulen der Rhetorik sind kein Geistesblitz der Neuzeit, sondern stammen aus der griechischen Antike. Zumindest drei davon.

Ethos, Pathos und Logos sind weder die Mitglieder einer aus Athen stammenden Boyband noch griechische Dörfer und haben – besonders im letzten Fall – auch nichts mit Plastikbausteinen zu tun. Ethos steht für den Charakter des Redners / der Rednerin, Pathos für die Emotionen der Zuhörerschaft und Logos für die Argumentation. Gemeinsam repräsentieren sie die drei Säulen der Rhetorik des Aristoteles. Mit der Zeit wurde das Konzept erweitert, ausgearbeitet und modernisiert.

Die fünf Säulen der Rhetorik sind wie ein Werkzeugkasten, mit dem du deine Vorträge zu einem denkwürdigen Happening machst. Sie helfen dir dabei, deine Rede aufzubauen, dich selbstbewusster zu machen, dein Publikum zu verstehen und deine Bühnenpräsenz auf das nächste Level zu heben.

In diesem Blogbeitrag stelle ich dir die 5 Pfeiler der Rhetorik näher vor.

Der Ursprung der fünf Rhetoriksäulen

 

DAS. IST. REDEKUUUUNST!

Entschuldige. Ich konnte nicht anders. Jedes Mal, wenn ich mich mit der Geschichte der Rhetorik befasse, habe ich den Film «300» vor Augen. Die Szene, in der König Leonidas den persischen Botschafter in den Brunnen kickt. Legendär.

Aber zurück zum Thema. Die griechische Antike ist tatsächlich Ursprung der Rhetorik. Der berühmte Philosoph Aristoteles (384 – 322 v. Chr.) war ein begnadeter Redner, der sich ausgiebig mit der Überzeugungskraft der Redekunst beschäftigt hat.

Klar. Rhetorik kann jeder Mensch. Schliesslich unterhalten wir uns tagtäglich mit anderen Personen und versuchen dabei nicht selten, unser Gegenüber von irgendetwas zu überzeugen. Wie viele Eltern wissen, fangen wir damit an, sobald wir «haben will» und/oder «Schoki» sagen können.

Aristoteles war ein Meister in der Kunst des Redens. Wie trägt man überzeugend vor? Was macht einen guten Vortrag aus? Welche Charaktereigenschaften sollte die vortragende Person mit sich bringen? Und wie lässt sich die Botschaft am besten auf das jeweilige Publikum ausrichten?

Anhand dieser (und wahrscheinlich zahlreicher anderer) Überlegung entwarf Aristoteles die folgenden drei Säulen der Rhetorik.

Logos

Die erste Säule setzt sich aus allen Fakten zusammen, welche den Inhalt des Vortrags untermauern. Recherche ist das A und O einer fundierten Rede. Zudem beschäftigt sich dieser Aspekt damit, wie sich diese Fakten präsentieren lassen. Heute sind das zum Beispiel Diagramme, die als Teil einer PowerPoint-Präsentation gezeigt werden.

Pathos

Wie tickt das Publikum? Welche Emotionen herrschen im Zuschauerraum? Was bewegt deine Zuhörer:innen und welche Ängste, Wünsche, Sorgen und Bedürfnisse bestehen? Wenn du dir hier ein genaues Bild machst, dann kannst du deine Rede vom Stil und der Tonalität her anpassen.

Ethos

Hier geht es um dein Erscheinungsbild, beziehungsweise, wie du auf das Publikum wirkst. Aristoteles bezieht sich hier auf die Glaubwürdigkeit sowie die Autorität des / der Vortragenden.

In meinen Rhetorik-Workshops gehe ich nur kurz auf die drei Rhetoriksäulen des Aristoteles ein. Nicht etwa, weil ich mit diesem Konzept nicht einverstanden bin. Ganz im Gegenteil. Aber es geht mir nur nicht weit genug. Um die Redekunst auf ein unerschütterliches Fundament zu stellen, braucht es noch zwei zusätzliche Standbeine.

Die 5 Säulen der modernen Rhetorik

Ich bin des Altgriechischen nicht bewandert und kann mir somit auch kein authentisches Bild davon machen, wie Aristoteles mit seinen Zeitgenossen:innen diskutiert und Reden geschwungen hat. Wahrscheinlich mit weissen Bettlaken bekleidet, Ledersandalen, vollem Haar und Weinamphore unterm Arm. Zu 100 % sicher bin ich mir dagegen, dass die Redekunst von damals in unserer heutigen Zeit eine ganz andere ist.

Die fünf Säulen der Rhetorik helfen dir, deine Rede vorzubereiten, dich auf dein Publikum einzuschiessen und deine Bühnenpräsenz auszufeilen. Nur tun sie das zeitgemässer und strukturieren diesen Vorgang besser.

 

Rhetoriksäule #1 – das Sammeln von Ideen

Vom Prinzip her geht es wie bei Logos darum zu recherchieren. Sammle erst mal alles, was dir zum Thema unter die Finger kommt: Ideen, Informationen, Argumente, Anschauungsmaterial, Audiodateien, Dokumentationen usw.

Ganz wichtig ist es gerade in Anbetracht der Informationsfülle des Internets, dass alle in deiner Präsentation verwendeten Rechercheergebnisse faktisch korrekt sind. Halt dir das auch vor Augen, wenn du KI (künstliche Intelligenz) mit dem Sammeln von Informationen beauftragst. KIs gehen hier völlig unparteiisch an die Arbeit und kommen teilweise mit Suchergebnissen um die Ecke, die politisch unkorrekt, moralisch kaum haltbar und/oder schlicht und ergreifend falsch sind.

Während dieses Prozesses kristallisiert sich oft schon ein roter Faden heraus, anhand dessen du deine Rede strukturierst.

Rhetoriksäule #2 – Informationen strukturieren

Wenn du alle Informationen gesammelt hast, geht es nun um das Aussortieren. Die Kernbotschaft des Vortrags fungiert als Kompassnadel. Denke daran, dass deine Botschaft leicht verständlich und nachvollziehbar ist. Das schaffst du, indem du eine klare Argumentationsstruktur aufbaust.

Was mir an dieser Stelle immer gut hilft, sind gezielte Fragen, die ich mir diesbezüglich stelle. So zum Beispiel:

  • Mit welchen Argumenten untermaure ich meine Kernpunkte am besten?
  • Mit welchen Informationen lässt sich mein Thema ideal präsentieren?
  • Welche belegbaren Fakten treffen thematisch ins Schwarze?
  • Gibt es noch etwas, das fehlt, um meine Argumentation hieb- und stichfest zu machen?

Rhetoriksäule #3 – der Ausdruck / das Publikum

Die Zielgruppenanalyse ist in der Rhetorik unglaublich wichtig. Nur wenn du dir ein gutes Bild deiner Zuhörerschaft machst, triffst du die richtige Tonalität. Mehr noch: Du weisst, wie du deine Kernbotschaften vermitteln musst, damit sie ankommen. Stell dir zu deinem Publikum zum Beispiel folgende Fragen:

  • Wie ist der Wissensstand? Müssen die Informationen eher leicht verständlich präsentiert werden oder kannst du aufgrund der Fachkundigkeit deines Publikums mehr in die Tiefe gehen?
  • Wie alt ist das Publikum? (Tonalität)
  • Sind die Zuhörer:innen zu Spass hier oder ist die Teilnahme Pflicht? (Motivation)

Die Zielgruppenanalyse ist ein umfangreiches Thema, das ich in meinem E-Book «Präsentieren 101» ausführlich behandle. Also: Kauf dir das Teil!

Rhetoriksäule #4 – Informationen abspeichern

Nein. Nicht in der Cloud. Im Kopf. Und ja: Das wird mit zunehmenden Alter nicht zwingend leichter. Aber da kommst du einfach nicht drumherum, wenn du deine Rhetorik verbessern möchtest.

Desto trittsicherer du auf deinem Fachgebiet bist, desto überzeugender und selbstsicherer stehst du vor dem Publikum. Es gibt ein paar Tricks, mit denen du die ganzen Informationen im Gedächtnis behältst:

  • Nutze Stichpunkte auf Karteikarten, die du dir periodisch zu Gemüte führst.
  • Übe deinen Vortrag vor dem Spiegel /der Kamera.
  • Verbildliche schwierige, komplexe Kernpunkte (Diagramme, passende Fotos usw.). Unser Gehirn kann sich Bilder viel besser merken als geschriebene oder gehörte Informationen.
  • Verstehe alle Kernpunkte / Inhalte bis ins Detail. Nur so kannst du Gegenargumente fundiert abwehren, und du bist glaubhaft.

Rhetoriksäule #5 – deine Bühnenpräsenz

Die letzte der fünf Säulen der Rhetorik befasst sich mit der Präsentation an und für sich. Mit anderen Worten: Es geht darum, wie du auf der Bühne herüberkommst. In unseren Rhetorik-Workshops nimmt diese Säule einen grossen Part ein. Kernpunkte sind die nonverbale Kommunikation (Körpersprache, Mimik und Gestik) sowie deine Stimme (Klangfarbe, Redegeschwindigkeit, Lautstärke etc.). 

 

Mein Fazit zu den fünf Säulen der Rhetorik

Keine Sorge: Ich halte mich kurz. Fakt ist, dass die fünf Rhetoriksäulen ein geniales Werkzeug sind, das deine nächste Rede auf ein solides Fundament stellt. Vor allem in der Vorbereitungsphase des Vortrags ist dieses Konzept eine geniale Guideline.

Klar ist auch, dass eine gute Vorbereitung deine Rhetorik untermauert. Du bist thematisch trittsicher, hast fundierte Argumente in der Tasche und wirkst somit deutlich überzeugender. All das spiegelt sich dann auch in deiner Bühnenpräsenz wider.

Aber der beste Rhetorik-Lehrmeister ist und bleibt die Praxis. Desto öfter du vor einem Publikum stehst, desto besser wird deine Redekunst.

Der zweitbeste Rhetorik-Sensei? Den findest du in Winterthur. In der Klosterstrasse. Bei uns in Folienwerke.

Rhetorikprofi gesucht?


Michael

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Michael

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