Was während einer Sekunde Redepause alles passiert.
Menschen, die viel reden, aber nichts sagen, kennen wir alle. Diese Zeitgenossen - die Worte meist völlig ungefiltert, doch dafür in rauen Mengen zum Besten geben - bedienen sich in der Regel meist gar nicht oder nur sehr selten eines der wichtigsten rhetorischen Stilmitteln überhaupt: der Redepause. Stattdessen blähen sie jeden Satz mit Füllwörtern auf («ja», «also», «prinzipiell», etc.). Und wenn nichts mehr geht, wenn die Person vor lauter Redefluss ins Stolpern kommt, wird blitzschnell ein «ähm», «uhm», «hmmm» & Co. als rhetorischer Lückenfüller eingesetzt. Alles, bloss keine Pause!
Dabei ist die Redepause einer der kraftvollsten Rhetorik-Tricks, die uns zur Verfügung stehen. In diesem kurzen Artikel möchte ich dir die «Power der Pause» verdeutlichen.
Kennst du jemanden, der sich schon mal um Kopf und Kragen geredet hat? Bestimmt. Dagegen gibt es wahrscheinlich auch in deinem weitesten Bekanntenkreis niemanden, der sich um Kopf und Kragen zugehört hat. Oder? Und genau hier liegt eine der tiefsten Konfliktwurzeln der Menschheit begraben: Wir hören zu wenig zu! Wir reden lieber. Beim Reden muss man (vermeintlicher Weise) nämlich weniger nachdenken als beim Zuhören. Das ist aber nicht so. Wir sollten es uns allen zur Regel machen, beim – beziehungsweise vor – dem Reden mehr nachzudenken. Der Leitsatz «anhalten (oder pausieren) – nachdenken – reden» ist Gold wert!
Anstatt also direkt auf einen Kommentar oder eine Frage verbal zu reagieren, gilt es, sich zunächst eine kleine Denkpause zu gönnen. Auch wenn dies gegen unseren antrainierten Instinkt geht, sofort etwas zu erwidern. Wer vorher über das nachdenkt, was sie oder er sagen wird, lenkt den Gesprächsverlauf meist in eine positivere, ruhigere, weniger reaktionäre Richtung. Durch eine kurze Denkpause erschafft man sich die Chance, das Gesagte zu analysieren und zu bewerten. Du kannst viel leichter abschätzen, ob eine Widerrede Sinn ergibt, ob auf den zweiten Blick vielleicht doch etwas an der Aussage dran ist, und so weiter.
Wenn du bei einer Präsentation gezielte Redepausen einlegst, kannst du vor dem nächsten Abschnitt etwas «Luft zu holen» und kurz nachdenken. Und du gibts auch deinem Publikum die Chance, das soeben Gesagte sacken zu lassen.
Und das ist nur ein Vorteil der rhetorischen Pause bei Folienpräsentationen.
........................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................... ... reicht als rhetorische Pause völlig aus. Was in dieser Sekunde aber alles passiert, ist erstaunlich.
1. Du wirkst souveräner
Es ist tatsächlich so, dass du durch kurze Redepausen bei deinem Publikum smarter wirkst. Das Gesagte bekommt automatisch mehr Gewicht. Zudem bestimmst du mit gezielten Pausen die Geschwindigkeit des Vortrags. Obendrein lassen kleine Redepausen eine eventuell aufgeheizte oder unruhige Stimmung bei deinen Zuhörern schneller verdampfen.
2. Pausen lassen dich intelligenter erscheinen
Es gibt nur sehr wenige Redner, die sowohl schnell als auch eloquent sind und dabei unglaublich smart wirken. Sehr wenige. Den meisten von uns ist dieses Talent nicht gegeben, was wir aber durch gut platzierte Redepausen ganz locker ausgleichen können. Du vermeidest zu Beispiel Versprecher und verbale Fehltritte. Obendrein wirkst du bei deinen Zuhörern als jemand, der über seine Worte nachdenkt. Dein Vortrag wird als wichtig, lehrreich und interessant bewertet.
3. Du drückst dich gewählter aus
Pausen haben noch einen tollen Effekt: Du merzt Satz-Füller aus. Anstatt, ähm, du weisst schon – einen Satz also prinzipiell auch den gesamten Vortrag ähm, mit – tja, wie soll ich das an besten ausdrücken? - unschönen Satzfüllsel zu verunstalten, nutze doch lieber kurze Redepausen.
Gib dir eine Sekunde Zeit, über den nächsten Präsentationsabschnitt nachzudenken und du drückst dich automatisch gewählter aus. Unser Gehirn benötigt circa eine bis zwei Sekunden, um einen Gedanken klar zu fassen oder einen Satz gut zu formulieren. Störende Füllsel wie «Ähm & Co.» sind dann nicht mehr nötig.
Die Kunstpause drückt verbale Satzzeichen aus. Ein Fragezeichen, ein Doppelpunkt oder ein Gedankenstrich. So kannst du zum Beispiel Höhepunkte in deiner Folienpräsentation einleiten.
Die Startpause ist ein super Trick, um direkt am Anfang deiner PowerPoint-Präsentation für Ruhe zu sorgen. Diese rhetorische Pause erweckt Neugierde und Spannung – ohne auch nur ein Wort gesagt zu haben!
Eine Nachsatz-Pause ist quasi die verbale Form eines Absatzes. Mit diesem rhetorischen Stilmittel verleihst du Kernaussagen Gewicht, verleitest dein Publikum dazu, über das Gesagte nachzudenken und strukturierst deinen Vortrag verbal.
Mit der sokratischen Pause gibst du deinem Publikum bewusst Zeit, über das Gesagte nachzudenken. Die Pause kannst du auch ankündigen: «Denken Sie mal darüber nach!», «Können Sie sich das vorstellen?» oder «Lassen Sie sich diesen Satz mal auf der Zunge zergehen!».
In diesem Sinne möchte ich kurz innehalten und dir alle Zeit der Welt einräumen, um deine Gedanken und Anregungen zum Thema als Kommentar zu diesem Artikel zu verfassen. Ich freue mich schon darauf, deine wohlüberlegten, mit reichlich Pausen verfassten Worte zu lesen.
Blog