15. Februar 2024 · Ellen Riesterer

J.R.R. Tolkien: Vater des Fantasy-Genres & Meister des Storytellings

Die Serie der grössten Storyteller aller Zeiten geht mit J.R.R. Tolkien in Runde 3. Erfahre, was uns der Vater des Fantasy-Genres fürs Storytelling lehrt.

Als aufmerksame(r) Leser:in unseres Folienwerke-Blogs weisst du, was jetzt kommt: Es ist der lang ersehnte, mit Spannung erwartete und garantiert mehrwertbietende dritte Teil unserer Blogreihe «Die grössten Storyteller aller Zeiten». Diesmal im Fokus: J. R. R. Tolkien.

Und auch wenn es nach Karl May und Stephen King so scheinen mag, dass ich hier den vielen, sagenhaft guten Schriftstellerinnen keine Bühne gebe, dann ist das nicht der Fall. Die nächsten Blogbeiträge zum Thema featuren fantastische Meisterinnen der schreibenden Zunft. Versprochen. Aber um Tolkien komme ich nicht herum. Ich – und das lässt sich nicht anders sagen – liebe den kleinen Hobbit und den Herrn der Ringe. Nicht erst seit der Verfilmung, sondern schon lange davor. Tatsächlich zählen diese Bücher zu den wenigen Geschichten, die ich periodisch immer wieder lese.

Warum?

Weil Tolkien es jedes Mal schafft, mich in diese Geburtswelt des Fantasy-Genres zu entführen. Klar kenne ich die Story im Schlaf, aber ich finde immer wieder neue Details in seinen minutiösen Landschaftsbeschreibungen, lebe mit den vielen Charakteren mit, stelle mir vor, wie schön es wäre, im Auenland zu leben, und lass mich – Seite für Seite – verzaubern.

Aber wie schafft J. R. R. Tolkien das? Woher stammte die Inspiration, eine völlig neue Welt zu kreieren? Und was können wir von Tolkien in Bezug auf das Storytelling lernen?

Lass uns – wie Bilbo Beutlin – einen Fuss vor den anderen setzen und diesen Fragen auf den Grund gehen.

Storytelling by J. R. R. Tolkien: Wie alles anfing

Die Geschichten rund um Bilbo, Frodo, Gandalf und Konsorten begannen schon in Tolkiens Kindheit zu reifen. Geboren wurde John Ronald Reuel Tolkien als Sohn englischer Eltern im Jahr 1892 in Südafrika. Genauer gesagt in einer unabhängigen Burenrepublik namens «Oranje Freistaat». Allerdings vertrug Frau Mama das Klima dort nicht allzu gut und reiste mit ihren beiden Söhnen schon bald wieder zurück in ihre Heimat – eine ländliche Gegend rund um Birmingham. Der Vater blieb berufsbedingt in Südafrika, wo er kurz nach Abreise seiner Familie verstarb.

Der junge Tolkien fühlt sich in der ländlichen Idylle pudelwohl und besann sich dieser sanften, grünen und leicht hügligen Landschaft, als er sich das Auenland ausdachte. Hier bekam zudem Sam Gamdschie – Frodos treuer Gefährte – seinen Familiennamen verliehen. «Gamgee» war das Dialektwort für die Baumwolle, die in dieser Gegend angebaut wurde. Seine Mutter erzog ihre Söhne streng römisch-katholisch, was nicht nur Tolkiens weiteres Leben, sondern auch das Geschehen in Mittelerde prägte.

Ebenfalls wegweisend für sein sagenhaftes Storytelling-Talent war seine Leidenschaft für Sprachen. Schon im frühen Alter – noch vor seinem zwölften Lebensjahr – konnte er bereits die ersten Wörter in Französisch, Deutsch und Lateinisch. Diese Leidenschaft legte den Weg für seine akademischen Ausbildungen. Er begeisterte sich nicht nur für verschiedene Sprachen und Dialekte, sondern fand auf diesem Weg auch Zugang zu alten Sagen wie Beowulf, die Odyssee und viele weitere.

Nach seinem Schulabschluss wanderte er mit seinem Bruder für ein paar Wochen durch die Schweizer Berge, was – völlig nachvollziehbar – die Idee zum «Kleinen Hobbit» gebar.

Während seiner Studienzeit stiess Tolkien auf eine Sammlung religiöser Gedichte aus dem frühen 9. Jahrhundert, die ein weiteres Fundament seiner sagenhaften Erzählung legte:

«Heil dir Earendel, strahlendster Engel, über Mittelerde den Menschen gesandt.»

Ich könnte dir jetzt ohne Weiteres Tolkiens ganzes Leben darlegen und zig Knotenpunkte zwischen seinem Alltag und dem Herrn der Ringe aufzeigen.

Mache ich aber nicht.

Das würde den Rahmen dieses Blogbeitrags nicht nur sprengen, sondern pulverisieren.

Was uns Tolkien über das Storytelling lehrt

Der Hobbit und der Herr der Ringe sind die mit Abstand berühmtesten Werke dieses wunderbaren Geschichtenerzählers. Dabei hat er noch viele weitere Werke verfasst, welche die Leser:innen in buchstäblich zauberhafte Welten entführt. So zum Beispiel «Roverandon», ein Kinderbuch, das die Story eines kleinen Hundes erzählt, der von einem Zauberer in einen Spielzeughund verwandelt wird.

Eines gemein haben aber alle Erzählungen: Die Inspirationen stammen aus Tolkiens Alltag, aus seiner Lebensgeschichte. So wurde er beispielsweise im jungen Alter in Südafrika von einer Vogelspinne gebissen, was wiederum die Geburtsstunde von «Kranka» war. Also der Riesenspinne, die Frodo und Sam den Weg zu Mordor versperrte. Diese Parallelen finden sich immer wieder. «Rover» – der kleine Hund und Hauptprotagonist in Roverandon – war ein Spielzeughund, den sein Sohn verlegt hatte. Oder die bereits erwähnte Tour durch die Schweiz, die Tolkien auch landschaftlich sehr inspirierte.

Und genau hier findet sich meines Erachtens auch ein Hauptgrund, weshalb Tolkiens Fantasiewelten trotz aller Drachen, Zauberringe und Baumhirten für uns so greifbar ist:

Das Gerüst guter Geschichten basiert auf echten Erfahrungen.

Auf dein Storytelling umgemünzt bedeutet das, dass du deine Geschichte für dein Publikum nachvollziehbar machen solltest. Überlege dir im Vorfeld, mit welchen Erfahrungen aus deinem Leben sich deine Zuhörerschaft identifizieren kann. Dies ist ein Kernpunkt unseres Storytelling-Workshops «Storywerke».

Wenn du diese Anekdoten in dein Storytelling einbaust, dann sprichst du dein Publikum auf einer emotionalen Ebene an. Und genau das ist die Power, die Storytelling zu einem so mächtigen Werkzeug macht. Dieser «Trick» funktioniert auch in Bezug auf die Rhetorik. Kleine Geschichten aus deinem Alltag, die idealerweise zu deinem Kernthema passen und mit denen sich dein Publikum identifizieren kann, machen dich menschlich und vertrauenswürdig.

Mein Fazit zu J. R. R. Tolkien als Storytelling-Lehrmeister

Für mich ist Tolkien wahrlich einer der besten Storyteller aller Zeiten. Mittelerde ist als Schauplatz vom Hobbit und dem Herrn der Ring im besten Sinne des Wortes fantastisch, bleibt aber dennoch für uns greifbar. Landschaftlich erkennen wir unsere Welt wieder. Das macht es deutlich leichter, uns in die Geschichte einzuleben.

Dazu kommen die unglaublich ausgearbeiteten Wesen, die in dieser Welt beheimatet sind. Nicht nur was das Aussehen von Ork, Elf, Zwerg & Co. angehen, sondern auch die jeweiligen bis ins Detail erfundenen Sprachen. Der Konflikt zwischen Gut und Böse ist – wie in der christlichen Religion auch – relativ klar gesteckt und macht es einfach, sich hinter die Helden und Heldinnen zu stellen.

Aufs Storytelling für Präsentationen, Erklärvideos, Sales-Pitch etc. übertragen lässt sich da einiges lernen. Allen voran die Inspirationsgewalt unseres Alltags. Klar habe ich ganz oft das Gefühl, dass sich mein Alltagstrott nur sehr bedingt als der Stoff verwenden lässt, aus dem geniale Storys gestrickt werden. Und so geht es ganz bestimmt vielen anderen Menschen auch.

Aber das ist de facto nicht so. Jeder Tag schreibt eine Geschichte. Und auch wenn nicht jede Sekunde davon vor Spannung aus allen Nähten platzt, so gibt es garantiert ein paar Augenblicke, die sich für dein Storytelling verwenden lassen.

Wenn dir dennoch der Ansatz fehlt, du zwar geniale Geschichten auf Lager hast, aber nicht weisst, wie sich diese aufs Business-Storytelling ummünzen lassen oder dir Fragen zum Thema unter den Fingern brennen, dann melde dich bei uns.

Ich freue mich schon auf unseren Austausch.

Storytelling wie die Grossen?


Ellen

Autor:in

Ellen

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