Wortlos überzeugen: die Kunst der perfekten Körpersprache bei Präsentationen.
Es gibt eine Sprache, die jeder Mensch auf der Welt versteht. Ohne Worte. Nur durchs Betrachten. Die Körpersprache ist so alt und so universal, wie die Evolutionsgeschichte aller Lebewesen auf der Welt. Gewisse Haltungen, Gesten oder Blicke drücken Gemütszustände wie Angst, Freude, Wut oder Wohlbefinden aus. Bestimmte Körperhaltungen signalisieren Zuneigung, Ablehnung, Interesse oder Unsicherheit. Verwunderlich ist allerdings, dass zwar jeder Mensch die Körpersprache des anderen instinktiv lesen kann, doch nur die wenigsten wissen, diese unglaublich kraftvolle, nonverbale Sprache für sich zu nutzen. Wie du die Power der Körpersprache und der Mimik bei Präsentationen entfesseln kannst, ist Thema dieses Artikels.
Es gibt ganz bestimmte Rednertypen, denen man bei Präsentationen immer wieder über den Weg läuft. Da wäre der unsichere Typ. Der mit ständigem Griff ins Haupthaar, leicht vorgebeugtem Oberkörper, verschränkten Armen und fast schon flehendem Blick die Bühne betritt. Schon bevor er auch nur ein Wort über seine leicht bebenden Lippen gebracht hat, weisst du, dass die Präsentation zu 99 % konfus und anstrengend wird. Dann gibt es den Poser! Dieser Typ weiss alles, oder glaubt zumindest, es zu wissen. Das einstudierte Siegerlächeln, die vorgestreckte Brust, der übertrieben breite Stand, ausladende Armbewegungen, stechender Blick und das eigene Ego so weit aufgeblasen, dass es zu platzen droht. Dass dieser Vortrag laut, reisserisch, egozentrisch und wahrscheinlich vom Inhalt her eher flach wird, liegt durchaus im Bereich des Möglichen.
Das sind nur zwei von vielen Typen, die man schon nach den ersten Sekunden der Präsentation einzuordnen weiss. Ohne, dass auch nur ein Wort gefallen ist. Nun stellt sich die Frage, welcher Typ du bist. Oder besser noch: Welcher Typ du sein möchtest?
Die Antwort: Du willst Kompetenz ausdrücken, ohne überheblich zu wirken. Du möchtest mit deinen Gesten das Kernthema hervorheben. Du willst, dass dir das Publikum vertraut. Deine Körpersprache soll Sympathie wecken, Lockerheit versprühen und Lust machen, deinen Worten zu lauschen.
Hier ein paar Tipps, wie du das alles mit deiner Körpersprache erreichst.
Beim Referieren ist es wichtig, mit beiden Beinen fest auf dem Boden zu stehen und den Rücken gerade zu halten. Das hört sich einfach an, bedarf aber etwas Übung. Versuche es doch mal, und stell dich ganz normal und bequem hin. Das Körpergewicht wird von uns in der Regel auf ein Bein verlagert – das «Standbein». Das «Spielbein» ist somit agiler und kann schneller reagieren, wenn man zum Beispiel angestossen wird. Was dann aber passiert, ist, dass deine Hüfte einknickt und der Eindruck entsteht, dass du das Kernthema der Präsentation zu «lässig» vertrittst. Es verliert für den Betrachter also an Bedeutung. Nun musst du nicht wie GI-Joe beim Morgenappell auftreten, aber dennoch das Körpergewicht gelichmässig auf beide Beine verteilen und den Rücken aufrichten. Die Füsse sollten schulterbreit auseinanderstehen. So strahlst du Selbstsicherheit aus, wirkst grösser und kompetent.
In die Hosentaschen oder – noch schlimmer – mit verschränkten Armen unter den Achselhöhlen verstecken? Bitte nicht! Nutze deine Hände lieber, um mit deutlichen Gesten den Kernpunkt auf der jeweiligen Slide zu verdeutlichen. Male zum Beispiel mit den Händen einen Berg in die Luft, wenn es um ein Hindernis geht. Als Ruheposition der Hände empfiehlt es sich, diese locker vor dem Bauch zusammenzuführen. Halte aber ein wenig Abstand zum Körper, da du so mehr Raum einnimmst und selbstsicherer wirkst.
Wie ein aufgeschrecktes Huhn von A nach B zu wandern, während du deinen Vortrag hältst, kann zwar für dich entspannend wirken, doch bei deinem Publikum erreichst du so das absolute Gegenteil. Keine Sorge. Du musst nicht wie eine Salzsäule auf der Bühne stehen, doch wenn du dich bewegst, dann verleihe dieser Aktion einen Sinn. So kannst du mit einem bewussten Positionswechsel einen anderen Blickwinkel zum Kernthema der Präsentation verbildlichen. Oder dein Publikum ein wenig herausfordern, wenn du ein paar Schritte auf sie zumachst.
Wichtig: Es ist nicht nur die Körpersprache, die deine Bühnenpräsenz ausmacht. Auch die Mimik beeinflusst deine nonverbale Kommunikation massgeblich. Hier spielt der Mund eine buchstäblich offensichtlich Rolle, die wir auch ganz bewusst einsetzen. Doch was nicht weniger Bände spricht, ohne dass wir es allzu oft bewusst steuern, das sind die Augen. Tatsächlich gilt der Blickkontakt gilt das wichtigste nonverbale Kommunikationsmittel.
Kennst du das Gefühl? Du sitzt irgendwo, liest ganz vertieft einen Folienwerke-Blogartikel auf deinem Smartphone und merkst förmlich, dass du beobachtet wirst. Es heisst ja auch umgangssprachlich: «Den Blick auf sich spüren». Dieses mitunter unangenehme Gefühl beweist sehr eindrücklich, wie viel Power schon ein einseitiger Blickkontakt haben kann. Wenn du nun daran denkst, was du alles mit einem direkten Augenkontakt ausdrücken kannst – sei es Ärger, Zuneigung, Empörung, Belustigung, Wut etc. – wird dir sicherlich klar, wie wichtig der Augenkontakt mit dem Publikum bei einer Präsentation ist.
In diesem Sinne: Lass uns mit ein paar Falschaussagen zum Blickkontakt aufräumen und diese mit guten Tipps zum Thema Augenkontakt bei Folienpräsentationen ersetzen.
«Schau mir in die Augen, Baby!»
Dieser berühmte Satz aus dem 1942 gedrehten Film «Casablanca» bringt die Grundregel zum Blickkontakt bei Vorträgen auf den Punkt. Es heisst nämlich nicht «Schau mir auf die Stirn» oder «Schau über meinen Kopf»! Aber mal von vorne.
Zunächst müssen wir von dem wohl gängigsten Ratschlag zum Augenkontakt bei Vorträgen unbedingt abraten. Oft wird einem nahegelegt, «IMMER!» mit seinem Publikum im Blickkontakt zu stehen. Und wenn «immer» nicht möglich ist, dann aber zumindest so oft es nur irgendwie geht.
Stopp!
Gegen den omnipräsenten, immer gegebenen Blickkontakt sprechen gleich mehrere Punkte. Erstens wirkt es super gekünstelt, wenn der Redner mit tellerrunden Augen permanent sein Publikum anstarrt. Das macht kein Mensch. Selbst bei normalen Gesprächen wendet man sich hin und wieder vom Gesprächspartner ab. Wenn man zum Beispiel nach den richtigen Worten sucht, sich auf das Gehörte konzentriert oder einem schlicht und ergreifend gerade ein Stück Essen von der Gabel gerutscht ist. Ausserdem macht es dieser Anti-Ratschlag nicht möglich, zwischendurch seine Notizen zurate zu ziehen, Kernpunkte auf einer Slide zu zeigen oder zu schauen, wo man gerade hinläuft.
Die Lösung:
Natürlich ist es wichtig, Blickkontakt mit deinem Publikum zu schaffen. Und zwar so oft es geht. Aber nicht um jeden Preis. Mach es dir zur Regel, dein Publikum mindestens ein Drittel der Redezeit direkt anzuschauen. Kleiner Tipp: Um die Zeit für das Ablesen deiner Notizen auf ein Minimum zu beschränken, schreibe die Stichpunkte in grossen Lettern auf Index-Karten.
Menschen sind in Sachen Augenkontakt schon von Natur aus sensibel. Man merkt einfach, ob man direkt angesehen, oder ob man «übersehen» wird. Der Tipp, den direkten Blickkontakt mit deinem Publikum quasi vorzutäuschen und stattdessen einfach über deren Köpfe zu blicken, funktioniert nicht. Man könnte zwar meinen, dass sich jeder im Saal so wenigstens ein bisschen «angesprochen» fühlt, aber das ist ein Trugschluss. Viel eher entsteht der Eindruck, dass der Redner oder die Rednerin das Publikum nicht ernst nimmt. Er / sie wirkt distanziert, abwesend oder sogar arrogant.
Die Lösung:
Gönne deine Zuhörerschaft die Aufmerksamkeit, die sie verdient. Auch wenn du nur einem Teil der Zuschauer:innen im Saal aufrichtig in die Augen schaust, so merken es dennoch alle, dass du es ernst meinst und du die Anwesenheit aller zu schätzen weisst.
Ähnlicher Trick – gleiche, verheerende Wirkung. Hast du mal jemandem ins Gesicht geschaut, der dir aus kurzer Distanz auf die Nase blickt? Das sieht lustig aus, wenn man direkt angeschielt wird, oder?
Dein(e) Gesprächspartner:in ernst zu nehmen, fällt da äusserst schwer. Wenn sich der Blick auf die Stirn richtet, merkt man auch sofort, dass der ehrliche Augenkontakt gemieden wird. Man fühlt sich hintergangen. Der / die Gesprächsteilnehmer:in erweckt eher einen unehrlichen, unsicheren und somit kaum überzeugenden Eindruck. Die Folge ist, dass das gesamte Thema der Präsentation rapide an Bedeutung und Kraft verliert.
Die Lösung:
Augen auf und durch. Auch wenn es unerfahrenen Redner:innen anfangs nicht leichtfällt, ist es besser, einen aufrichtigen, wenn auch etwas unsicheren Augenkontakt herzustellen. Deine Zuhörerschaft wird dir deine Unsicherheit sofort verzeihen, weil du es ehrlich mit ihnen meinst und sie respektierst.
Bücher, Videos und Seminare zur Körpersprache gibt es unzählige. Und es ist erstaunlich, was diese alles preisgeben. Eine echte Koryphäe in Sachen nonverbale Kommunikation ist Samy Molcho. Von ihm gibt es wirklich geniales Literatur- und Filmmaterial, das dir ganz bestimmt – und im wahrsten Sinne des Wortes – die Augen öffnet. Wichtig ist, dass du deine Körpersprache übst (egal, ob vor dem Spiegel, vor der Video-Kamera oder vor Freunden) und im Alltag ganz bewusst darauf achtgibst.
Dann sind unsere Rhetorik-Workshops eine geniale Möglichkeit, an deiner Körpersprache zu feilen. Die Bühnenpräsenz ist ein Kernthema des Kurses. Und du bekommst direktes Feedback von Präsentationsprofis, die genau wissen, wo es drauf ankommt.
Ist dein Interesse an unseren Folienwerke-Workshops geweckt? Dann melde dich!
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