Reden kann jeder – Vortragen ist eine Kunst.
Du bist bestimmt schon einmal in den Genuss gekommen, einem begnadeten Redner zuzuhören. Schon nach den ersten Sätzen hast du Lust auf mehr. Die gesprochenen Worte malen Bilder in deinem Kopf, der Vortrag begeistert mit Unerwartetem und du hast obendrein noch richtig viel Info und Fachwissen mitgenommen. Tja. Und dann hast du ganz gewiss auch schon das totale Gegenteil erlebt. Langweilige, verwirrende und buchstäblich nichtssagende Vorträge machen nämlich leider nach wie vor den Bärenanteil aller Talks, Webinare und Präsentationen aus. Die folgenden Tipps helfen dir dabei Vorträge zu halten, die dein Publikum begeistern.
10 Sekunden sind nicht lange, doch Zeit genug für dein Publikum, um dich zu bewerten. Sobald du die Bühne betrittst, wirst du von Kopf bis Fuss abgecheckt. Das mag gerade auf unerfahrene Redner befremdlich und sogar einschüchtern wirken, doch genau jetzt hast du die ungeteilte Aufmerksamkeit aller Anwesenden. Mach dir das zu Nutze! In den folgenden 10 Sekunden hast du die Möglichkeit, diese Aufmerksamkeit zu würdigen und aufrechtzuerhalten.
Das geht zum Beispiel bestens mit einem informativen Einstieg. Eröffne deinen Vortrag mit einer themenrelevanten Aussage, die wachrüttelt, schockiert, amüsiert, etc. So nach dem Motto: «Ist Ihnen bewusst, dass ‘dieses beeindruckende Event’ eintritt, wenn wir innerhalb der nächsten fünf Jahre nicht ‘dies und jenes’ machen? Lassen Sie uns heute agieren und die folgenden Hebel in Bewegung setzen.»
Ebenso wirkungsvoll sind persönliche Erlebnisse, die dich zum einen authentischer machen und zum anderen auf das Kernthema hinleiten. Zum Beispiel: «Bis vor drei Jahren war ich stolzer Besitzer einer MacD-VIP-Karte. Wohl verdient, denn ich war fünf Mal die Woche da und bestellte durchschnittlich drei Burger pro Besuch. Vor 2 Jahren und 11 Monaten hatte ich meinen ersten Herzinfarkt.»
Eine rhetorische Frage ist auch ein gutes Mittel, um einen starken Einstieg hinzulegen: «Macht es euch zu schaffen, dass euch keiner zuhört? Wollt ihr nicht gehört werden? Oder woran kann das sonst noch liegen?»
Natürlich ist Sinn und Zweck deines Vortrags, dem Publikum Informationen zu liefern, und es somit zu einer Entscheidung oder Ansicht zu bewegen. Das geht aber nur, wenn du deine Zuhörer auf einer emotionalen Ebene ansprichst. Und diese Ebene erreichst du wiederum nur, wenn du Gefühle erweckst. Anstatt also im monotonen Stil eines alten Uni-Professors in ellenlangen Schachtelsätzen trockene Theorie zu predigen, sieh dich in der Rolle eines Geschichtenerzählers. «Storytelling» ist angesagt! Nimm dein Publikum mit auf eine Reise. Lass Helden entstehen, deren Schicksalsweg eng mit der Kernbotschaft deiner Präsentation verknüpft ist. Wenn du dann noch das Gesagte mit gutgemachten PowerPoint-Folien untermalst, dann ist dir die Aufmerksamkeit deiner Zuhörer gewiss.
Einmal im Redefluss, passiert es vielen Sprechkünstlern immer wieder, dass sie sich verlieren. Hemmungslos wird von einem Punkt zu nächsten gesprungen; es geht – bildlich gesprochen – thematisch von Pobacken auf Kuchen backen. Diesen Ausschweifungen zu folgen, das ist selbst für das geübteste Publikum eine Herkulesaufgabe. Es ist demnach wichtig, dass du der ursprünglich festgelegten Vortragssequenz folgst, die letztendlich zu deiner Kernbotschaft führt. Orientiere dich an einem roten Faden, der sich durch deine Präsentation zieht. Die Abfolge deiner Slides sowie die Storyline deiner Helden sind geniale Anhaltspunkte, nach denen du dich richten kannst.
Wenn du noch wenig Präsentations-Erfahrungen unterm Gürtel hast, ist es sinnvoll, dir eine Vortragsstruktur zurechtzulegen. Hier hilft die sogenannte «KAUB-Formel» weiter:
Kontakt: Denke an die 10 Sekunden, die dir für einen guten Einstieg zur Verfügung stehen. Brich das Eis und baue eine Verbindung mit deiner Zuhörerschaft auf.
Aufmerksamkeit: In der zweiten Phase geht es darum, gemeinsam mit deinem Publikum in Richtung Kernthema aufzubrechen.
Unterrichten: Im Hauptteil deines Vortrags geht es ans Eingemachte! Hier vermittelst du die wichtigsten Informationen und leitest dein Publikum durch das Kernthema.
Bekräftigen: Am Ende deines Vortrags ist es an der Zeit, deine Kernbotschaft noch einmal hervorzuheben und dein Publikum mit einem pfiffigen «Call to Action» zum Handeln zu animieren.
Selbst die beste Vortragstechnik nützt nichts, wenn du auf dein Publikum unecht wirkst. Und da die wenigsten von uns auf nennenswerte Schauspieltalente zugreifen können, merken die Zuschauer schnell, wenn die Bühnenpräsenz gekünstelt ist. Erfolgreich sind in der Regel nur diejenigen, die auf der Bühne authentisch sind – auch mit eventuellen Ecken und Kanten. Jeder von uns ist perfekt unperfekt! Bleib du selbst auf der Bühne. Sei natürlich, und dein Publikum wird dich dafür schätzen. Mehr noch: Man erinnert sich viel eher an deine Individualität und an deinen persönlichen Vortragsstil.
Ob allein vor dem Spiegel, per Videochat mit einem Arbeitskollegen, vor Opa und Oma oder im Rahmen unserer Rhetorik-Workshops: Übe, übe und übe noch ein bisschen mehr. Desto sicherer du dich mit deinem Vortrags-Skill-Set fühlst, desto sicherer bewegst du dich vor dem Publikum.
Hast du vielleicht noch ein paar goldene Vortragstipps auf Lager? Wenn dem so ist und/oder du deine Erfahrungswerte mit uns teilen möchtest, dann nutze die Kommentarfunktion. Merci!
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